© Alexander Ludwig Obst & Marion Schmieding

Wohngebäude K 111

Bahnhofstraße 111, 44623 Herne

© Alexander Ludwig Obst & Marion Schmieding

Wohngebäude K 111

Preisträger Architekturpreis Bochum 2023 Auszeichnung
Projekt
Wohngebäude K 111
Architekt
Kleihues + Kleihues, Berlin, Jan Kleihues, Norbert Hensel, Michael Alshut
Bauherr
A+L Kleybold Wohnen GbR

© Alexander Ludwig Obst & Marion Schmieding
© Alexander Ludwig Obst & Marion Schmieding

 

Das Projekt Wohnen Bahnhofstraße 111 in Herne zeigt in vorbildlicher Weise, dass attraktives Wohnen in verdichteter Weise im städtischen Kontext gelingen kann. Das Gebäude nimmt in den Höhen die Bezüge der Nachbargebäude auf und betont mit einer kraftvollen Überhöhung die Ecksituation des Blockrandes zum Bahnhofsvorplatz.

Mit der Wahl des roten Ziegels als Fassadenmaterial wird Bezug genommen auf die bedeutenden Architekturen der Stadt Herne, als Architektur noch Ausdruck vom Selbstwertgefühl einer Stadt war. Diesen Bezug wieder aufzunehmen ist folgerichtig und verleiht dem Gebäude eine zeitlose Wertigkeit. Die fein ausgearbeiteten Details des Ziegels, die diesen nicht als beliebig wirkende Tapete erscheinen lassen, sondern den Anspruch untermauern, Architekturqualität als Teil von Lebensqualität aufzufassen, setzen sich fort in der Ausformulierung der Eingangsbereiche und enden nicht hinter den Haustüren.

Selbst die Fassaden zum Innenhof sind mit dem gleichen Ziegel wie auf den Straßenfassaden in hoher Qualität ausgebildet; Balkone jenseits von allenthalben anzutreffenden Banalitäten zeigen, dass Wohnungsbau auch heute den Maßstab hoher Qualität erfüllen kann. Bedauert wird, dass das Erdgeschoss sehr geschlossen erscheint und die Chance einer belebten Erdgeschosszone nicht genutzt wurde.

Die barrierefreien 2-, 3- und 4-Zimmer-Wohnungen sind gut geschnitten, weisen alle gute Freibereiche in Form eingezogener Loggien und Dachterrassen auf und sind ein Angebot für alle Altersgruppen, insbesondere auch für das Wohnen von Senioren im urbanen Umfeld.

Die Aspekte der Nachhaltigkeit sind selbstverständliche integrale Bestandteile des Gebäudes und wohltuend nicht als additive Elemente zur Schau gestellt worden. Dass das Gebäude den DGNB-Standard Gold erreicht hat, spricht für sich.

Es bestehen keine Zweifel daran, dass das auf Dauerhaftigkeit angelegte Haus über Jahrzehnte das Stadtbild von Herne in einer angemessenen Weise bereichert und beispielgebend ist für eine Architekturqualität jenseits kurzfristiger Verwertungsinteressen als Beitrag für eine gut gestaltete gebaute Umwelt.