© Stefan Müller

Josef-Albers- Galerie – Erweiterung Josef Albers Museum Quadrat

Anni-Albers-Platz 1 , 46236 Bottrop

© Stefan Müller

Josef-Albers- Galerie – Erweiterung Josef Albers Museum Quadrat

Preisträger Architekturpreis Vest Recklinghausen und Gelsenkirchen 2023 Auszeichnung
Projekt
Josef-Albers- Galerie - Erweiterung Josef Albers Museum Quadrat
Architekt
Gigon Guyer Architekten, Zürich mit pbr Planungsbüro Rohling, Osnabrück
Bauherr
Stadt Bottrop

© Stefan Müller

 

Der Bau ist eine ikonische Setzung. Zugleich bildet die Josef-Albers-Galerie ein formstringentes Äquivalent zur Qualität des bestehenden musealen Ensembles. Gigon und Guyer gelingt die seltene Vermählung von Zeit und Raum über die Umwidmung einer herausfordernden Bauaufgabe in eine architektonisch zeitgenössiche Zeichensetzung von berührender Erhabenheit:

Die Josef-Albers-Galerie offenbart sich als gediegene Dienerin in der Sache eines angestrebt virulenten Ausstellungsbetriebes und zugleich als souveräne Herrin einer Gestaltsprache, die mehr als ein Objekt zum Klingen zu bringen vermag. Aus der Haut des betörend schlichten Resonanzkörpers der neuen “Galerie” und ihrer monolithischen Textur enfältelt das Architektenteam einen subtilen Formenreichtum, der den Betrachter still gefangen nimmt und zugleich die Freiheit individuell austarierbarer Wahrnehmungsbezüge offenbart.

Es entspinnt sich eine unmittelbar erfahrbare Rhythmik aus feiner Raumpräsenz, Tageslichtlichtführung, großzügigen, sparsam und beglückend punktgenau gesetzten Fensteröffnungen, gleich bildwerter Naturstücke, zu einem fein geklöppelten Netz, das den Ball, den das Auge des Betrachters auf die Objekte der jeweiligen Ausstellung werfen mag, behutsam zurückspielt und erweitert in dem größten Geschenk, das Architektur der Kunst machen kann: einer erhöhten Wahrnehmungsstimulanz – eine in die Knie zwingende multikontextuale Präsenzoffenbarung – maximal sinnliche RaumAskese. Reduktion at its best.

Das innere Geschehen und seine klangvollen Sentenzen an Raumqualitäten, die metallisch-samten umschlossene Kompaktheit der Aussenhaut, quadratische Fensterausschnitte als liebevolle KünstlerReminiszenz natürlich includierend, sowie der souverän-zupackende und doch federleichte Brückenschlag zur Bestandsarchitektur sind auf sich wechselweise in gleichbleibender Schönheit und Anmut verweisende Positionen einer großen Gestaltkraft.

Die umgebende historisch gewachsene Parknatur dankt es dem neuen Gesamtensemble mit einer generösen Umarmung. Natur lässt sich nicht korrumpieren. Gigon und Guyers Bauwerk dient einem Zweck. Diesem Zweck heiligen die Mittel. Das ist die umwerfend hochkarätige Losung dieser absolut konsequenten und hochwertigen Arbeit. Ausgezeichnet!

Text: Marion Taube