©Stefan Schilling

BAN – Bildungslandschaft Altstadt-Nord, Köln

Gereonswall 57, 50670 Köln

©Stefan Schilling

BAN – Bildungslandschaft Altstadt-Nord, Köln

Preisträger KAP | Kölner Architekturpreis 2021 Auszeichnung, Preisträger Architekturpreis Nordrhein-Westfalen 2021, Shortlist BDA-Architekturpreis Nike 2022 Nike für soziales Engagement
Projekt
BAN - Bildungslandschaft- Altstadt- Nord, Köln
Architekt
Gernot Schulz, André Zweering
Bauherr
Gebäudewirtschaft der Stadt Köln

Sie ist auf vielen Ebenen bemerkenswert, diese neue «Bildungslandschaft», ein Campus für Schüler aller Altersstufen im Norden der Kölner Altstadt. Allen voran die Trägerschaft: Es ist ein Verband aus 7 (sieben!) Institutionen, die hier in einem langjährigen Planungsprozess um eine gemeinsame Lösung gerungen haben. Das sind ein Kindergarten, eine Grundschule (im denkmalgeschützten Bestand), eine Realschule, ein Gymnasium, ein Jugendhaus, die Freizeitanlage des benachbarten Parks und ein Abendgymnasium auf der anderen Straßenseite gegenüber. Allein das Engagement einer diversen Trägerschaft aus privaten und städtischen Institutionen, mit allen Kräften nach einer gemeinsamen Lösung zu suchen und dabei räumliche Synergien zu nutzen, ist bahnbrechend und hat den höchsten Respekt verdient. Besondere Ergebnisse entstehen durch besondere Verfahren.

Die architektonische Umsetzung steht dem in nichts nach. Den Autoren ist es gelungen, ein Gebäudeensemble zu schaffen, dass eine starke eigene Identität entwickelt und sich gleichzeitig hervorragend in den städtebaulichen Kontext einbettet. Autonomie und Einordnung stehen in einem guten Gleichgewicht und auch der sympathische Bestandsbau aus den 50iger Jahren konnte ganz unverkrampft integriert werden. Während KiTa und Grundschule zwingend auf einen eigenen abgeschlossenen Außenbereich angewiesen sind, dürfen die Schüler der Realschule in der Pausenzeit einfach den benachbarten öffentlichen Park nutzen. Der Park wird zum Schulhof. DieBildungseinrichtung wird mit den öffentlichen Freiräumen einfach überlagert, ein kleiner Geniestreich, der sich trotz aller Bedenken bezüglich Aufsichtsplichten etc. durchsetzen konnte. Von diesem lebendigen Miteinander im Park profitieren nicht nur die Schüler, sondern das ganze Quartier. Für die Realschüler ist es ausserdem ein Zeichen des Vertrauens und ein wichtiger Schritt in Richtung Eigenverantwortung und Selbständigkeit.

Der innovative Charakter des Konzepts zeigt sich auch in den Grundrissen. Nebst den Klassenräumen sorgen vielfältige Nischen und informelle Lernzonen für ein reiches räumliches Angebot und eine szenische Vielfalt. Eine Besonderheit ist auch das zentrale «Studienhaus» auf das alle Einrichtungen gleichermaßen zugreifen können. Es ist ein Zeichen, dass die Gedanken der Sharing Economy endlich auch im deutschen Bildungssystemangekommen sind. Eine kleine hölzerne Tribüne schafft einen Ort für Veranstaltungen in allen Altersklassen in einer angenehmen Maßstäblichkeit, die Außenwand wird von Bücherregalen begleitet, in die kleine Sitznischen zum Lesen eingelassen sind. In einer Welt, in der auf Information fast nur noch digital zugegriffen wird, hat es einen didaktischen Wert, Bücher in ihrer physischen Präsenz auf diese Weise zu präsentieren.

Die gedankliche Sorgfalt des Konzepts setzt sich bis in die architektonischen Details fort, z.B. wie die Fensterbänke passgenau in das Steinmaß eingefügt sind oder die großen Lamellenfenster für Frischluft in den Erschließungszonen sorgen. Die Fenster in den Klassenzimmern rahmen nicht nur die Einblicke vom Stadtraum ins Innere, sie geben über kleine hölzerne Luken auch gezielt Ausblicke von innen nach außen frei. Auch diese gezielten Blickbezüge sind es, die diesen Bildungscampus so gut mit der Stadt vernetzen. Insgesamt überzeugt die Arbeitmit ihrer durchgehenden Kohärenz. Das Projekt führt beispielhaft vor, dass Bildung viel mehr sein kann als intelligent gestapelte Klassenzimmer.

Hier möchte man gerne (wieder) zur Schule gehen……Chapeau!

Hier sehen Sie einen Film der Architekten.