Warum auch private Bauwillige eine Architektin bzw. einen Architekten nehmen sollten

Viele glauben, dass „Architektenhäuser“ etwas besonders Extravagantes, zumindest etwas sehr Teures sind. Doch das Gegenteil ist richtig: Mit einem Architekten oder einer Architektin lassen sich Zeit, Geld und Nerven sparen.

Foto: Benedikt Hotze
Foto: Benedikt Hotze
Ulrich Müther, Rettungsturm in Binz (1981)

Architekten und Architektinnen sind Freiberufler wie Ärzte oder Rechtsanwälte. Sie sind nach dem Grundverständnis ihrer Berufsordnung als Sachwalter/innen ihrer Bauherrschaft unterwegs. Wer eine Architektin bzw. einen Architekten beauftragt, holt sich Sachverstand und guten fachlichen Rat „ins Haus“. Dafür bekommt das Architekturbüro ein Honorar, das durch eine gesetzliche Honorarordnung geregelt wird. Über den Daumen gepeilt bekommt das Büro, wenn es für alle Aufgaben („Leistungsphasen“) eines Bauprojekts beauftragt wird, etwa zehn Prozent der Bausumme, also der Baukosten ohne Grundstück. Bei anderen Arten der Beauftragung, zum Beispiel beim Kauf eines „schlüsselfertigen“ Hauses bei einem Bauträger, fallen vergleichbare Kosten ebenfalls an, nur sind sie in der Gesamtkalkulation „versteckt“ und für den Bauherrn nicht sichtbar.

Die Beauftragung eines Architekturbüros hat handfeste Vorteile: In jeder Phase des Baugeschehens, also bei der Planung, bei der Auswahl und der Beauftragung von Bauunternehmen und Handwerkern („Ausschreibung, Vergabe, Abrechnung“), bei der Bauleitung auf der Baustelle und nicht zuletzt bei der Endabnahme des Bauwerks werden die Bauwilligen von einer Fachperson begleitet, die strikt auf seiner Seite steht. Planungsberatende eines Schlüsselfertig-Anbieters hingegen sind den Interessen, auch den finanziellen, ihrer Arbeit- oder Auftraggeberschaft verpflichtet, sie stehen im Falle eines Streits also auf der Gegenseite. Spätestens in diesem Falle müssten Sie einen „Bauberatung“ hinzuziehen, die Sie auf Stundenlohn-Basis berät.

Bei Schlüsselfertig-Anbietern bekommt man oft nur Scheinalternativen bei den Baustoffen und Produkten zur Auswahl gestellt, weil diese Verträge über die Abnahme bestimmter Produkte in großer Zahl haben. Sie können zum Beispiel unter vielen verschiedenen Kunststofffenstern wählen, ein Holzfenster wird Ihnen jedoch gar nicht erst gezeigt. Ein Architekturbüro hingegen ist frei in der Auswahl der Produkte und Handwerker. Es kennt Firmen, die das Gewünschte anfertigen können. Dies muss keineswegs teurer sein als die oft überteuert angebotenen Standardprodukte.

Bei „Alles aus einer Hand“-Anbietern sind Risikozuschläge und Profite der Subunternehmen von vornherein eingepreist. Das Architekturbüro hingegen ermittelt, oft in konkurrierenden Ausschreibungsverfahren, die besten und preisgünstigsten Anbietenden für bestimmte Leistungen, mit denen die Bauwilligen dann individuelle Verträge abschließen. Das erhöht die Transparenz und senkt die Kosten. Das Architekturbüro bereitet diese Verträge fachgerecht vor, Sie müssen diese nur unterschreiben. Oft bestehen langjährige Vertrauensverhältnisse zwischen Büro und Handwerksfirme, von denen die Bauwilligen profitieren. Das Architekturbüro darf selbst nichts an der Vergabe von Leistungen verdienen, es wird immer nur für seine Planung und Bauleitung bezahlt. Daher kann es objektiv beraten.

Architekturbüros stehen keineswegs nur für große und „besondere“ Bauvorhaben zur Verfügung. Schon bei kleinen Vorhaben wie einem Bad-Umbau oder einem Anbau an ein Siedlungshäuschen können erfahrene Büros für einen kosten- und termingerechten Bauablauf sorgen. Obendrein bekommen Sie noch einen Mehrwert, der gar nichts extra kostet: Ihr Bad, Ihr Anbau, Ihr Haus ist individuell gestaltet und hebt sich aus der Masse heraus. Warum sollten Sie darauf verzichten?