Preisträger BDA Auszeichnung für Baukultur in Hessen 2014 / 2015

KulturBahnhof e.V.

KulturBahnhof e.V.

Sensible Umnutzung, stabiles Konzept – eine neue Heimat für die regionale Kultur  

Die respektvolle Umnutzung der ehemaligen Bahnhofgebäude zum Kulturbahnhof Kassel steht für hervorragende Baukultur. Aus einer Initiative entwickelte sich ein beeindruckender Prozess, der durch das Einbeziehen vieler verschiedener Akteure nachhaltig auf die städtische Entwicklung einwirkte. Die im Verein KulturBahnhof e.V. tätigen Personen haben mit viel Einsatz den Kulturbahnhof zu einem dynamischen Kulturraum in Kassel gemacht. Das qualitätsvolle Architekturkonzept gibt dabei der regionalen Kulturszene einen angemessenen Rahmen und mit seiner flexiblen Architektur eine langfristige Perspektive.

KulturBahnhof e. V.
Der zwischen 1851 und 1856 erbaute Kasseler Hauptbahnhof wurde nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg im Stil der fünfziger Jahre wieder aufgebaut. 1991 verlagerte die Bahn den Personenfernverkehr auf den Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe. Heute ist der Hauptbahnhof Knotenpunkt des Regionalverkehrs. Durch die verlorene Bedeutung als Fernverkehrsstation entwickelte eine Initiative Kasseler Kultureinrichtungen ein kulturelles Umnutzungskonzept. Der damals gegründete KulturBahnhof e.V. organisiert und begleitet nach wie vor den Prozess. 1995 eröffneten die ersten Kultureinrichtungen. Heute umfasst der Komplex neben Ausstellungshäusern, ein Kino, ein Restaurant und viele weitere kulturelle Einrichtungen.

 

Preisträger

BDA Auszeichnung für Baukultur in Hessen 2014 / 2015

Laudatio
Das Projekt „Kulturbahnhof Kassel“ zeigt eindrucksvoll, wie sich aus einer Initiative im Zusammenspiel vieler Akteure ein dauerhafter und standortprägender Prozess entwickeln kann. Durch eine Vielzahl kleiner Maßnahmen, die sich durch passgenaue Nutzung und Gestaltung zu einem Gesamtbild fügen, konnte der ehemalige Kasseler Hauptbahnhof als innerstädtischer Kulturstandort wiederbelebt werden.

Der Architektur kam in diesem Prozess nicht nur eine gestaltende, sondern eine moderierende Rolle zu. Die respektvolle Umnutzung der ehemaligen Bahnhofsgebäude zu einem modernen Kulturbahnhof als Rahmen für unterschiedliche Aktivitäten der regionalen Kulturszene ist ein Beispiel guter Baukultur: Dank eines Architekturkonzepts, das Flexibilität und Gestaltqualität miteinander verbindet, bürgerschaftliches und kulturelles Engagement vereint, erhielt der Kulturbahnhof eine langfristige Nutzungsperspektive, die auch den Erhalt der historischen Bausubstanz sichert. Heute befinden sich im Kulturbahnhof ein Programmkino, die Caricatura Galerie für Komische Kunst, die Bar Gleis1, die Galerie Stellwerk der Kunsthochschule Kassel, das Kasseler Architekturzentrum KAZ, das Studio des Offenen Kanals Kassel und ein Tagungszentrum, das große Veranstaltungen auch von überregionaler Bedeutung möglich macht.

Mit dem Bau der Schnellfahrstrecke Hannover–Würzburg und des etwa vier Kilometer entfernten Bahnhofs Kassel-Wilhelmshöhe Anfang der neunziger Jahre verlor der innerstädtische Hauptbahnhof seine Bedeutung für den Fernverkehr. Auf Initiative Kasseler Kultureinrichtungen konnte, mit Unterstützung des städtischen Kulturamtes, die Deutsche Bahn für die Idee eines Kulturbahnhofs gewonnen werden. Mit der Eröffnung der Bali Kinos und der Caricatura Galerie für komische Kunst wurden 1995 die ersten Kultureinrichtungen eröffnet. Organisiert und begleitet vom KulturBahnhof e.V., wurde ein steter Prozess in Gang gesetzt, von der Bahn nicht mehr genutzte Räume mit neuen, überwiegend kulturellen Nutzungen zu belegen, darunter auch das Kasseler Architekturzentrum KAZ. Zur documenta X (1997) entstanden durch Wiederherstellung und Umbau die neuen Ausstellungsflächen des "Südflügels". Mit der Entscheidung zur Ansiedlung des IWES Instituts der Fraunhofer Gesellschaft hat 2014 der nächste Entwicklungsschritt des Kulturbahnhofs begonnen.

Dem großen Engagement des Vereins KulturBahnhof e.V., das dem Kulturbahnhof Stabilität und Vitalität verleiht, wird mit dieser Auszeichnung Rechnung getragen.

Christof Nolda