Preisträger BDA Auszeichnung für Baukultur in Hessen 2014 / 2015

Evangelische Akademie Frankfurt / Christian Kaufmann

Evangelische Akademie Frankfurt / Christian Kaufmann

Interdisziplinarität und Offenheit – Ein Mittler zwischen Fachwelt und Öffentlichkeit

Die Evangelische Akademie Frankfurt richtet in ihrem Themenfeld „Kunst & Stadt“ zahlreiche Veranstaltungen zum Thema Urbanität und Architektur aus. Diese fördern eine architektonische Debatte und liefern Denkanstöße über aktuelle städtische Entwicklungen, Prozesse und deren Akteure. Als evangelisches Forum für Gegenwartsfragen lädt die Akademie ein dazu Menschen aus allen gesellschaftlichen Bereichen ein, um eine regionale Öffentlichkeit zu erreichen. Somit bringt sich die Akademie in den Stadtdiskurs, in die Rhein-Main-Region und darüber hinaus ein und leistet einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung städtischer Baukultur.

Evangelische Akademie Frankfurt
Die Evangelische Akademie Frankfurt ist die Akademie der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und wird von Dr. Thorsten Latzel geleitet. Ein interdisziplinäres Team von Studienleitungen plant und organisiert Veranstaltungen und Projekte zu religiösen, kulturellen oder gesellschaftlichen Fragen der Gegenwart. Einer der inhaltlichen Schwerpunkte ist der Bereich „Kunst & Stadt“, der sich mit aktuellen urbanen Veränderungsprozessen in der Architektur und Gesellschaft auseinandersetzt.

Christian Kaufmann
Geboren 1966 in Birkenfeld/Nahe. Studium der Kunstgeschichte, Archäologie und Neuere Geschichte an den Universitäten Gießen und Köln. An der Akademie ist er Studienleiter für die Bereiche „Kunst & Stadt“. Christian Kaufmann lebt und arbeitet in Frankfurt am Main.

 

Preisträger

BDA Auszeichnung für Baukultur in Hessen 2014 / 2015

Laudatio
Die Evangelische Akademie Frankfurt hat sich in ihrem aktuellen Programm eine besondere Aufgabe gestellt: Unter dem Titel „Öffentlich Leben!“ geht sie der Frage nach, welche Bindungen in einer modernen Informationsgesellschaft noch bestehen und welche Werte von allen gemeinsam anerkannt werden. Das komplexe Thema wird in dem breit angelegten Projekt unter sozialen, ethischen, wissenschaftlichen und künstlerischen Aspekten ausgelotet.

Ein wichtiger Teil dieses Vorhabens ist das von Christian Kaufmann initiierte „Büro für Veränderung“. Mit dieser Plattform wird der Versuch unternommen, den Wandel urbaner Lebenswelten im 21. Jahrhundert nachzuvollziehen. Christian Kaufmann bringt für diese schwierige Aufgabe die denkbar besten Voraussetzungen mit. In der Evangelischen Akademie Frankfurt ist er verantwortlich für den Bereich „Kunst & Stadt“. In den Mittelpunkt seines Projektes hat er den umfassenden Begriff „Heimat“ gestellt. Diesem nähert er sich von ganz unterschiedlichen Seiten: Im Rahmen von drei Veranstaltungen untersucht er die Heimat in der Geborgenheit des Eigenheims, den Heimatsanspruch an ein neues Wohngebiet und die Verankerung der Heimat im menschlichen Gehirn als Phänomen der räumlichen Wahrnehmung.

Diese Herangehensweise ist typisch für Christian Kaufmann, und sie ist typisch für die Art, wie er seit vielen Jahren an der Evangelischen Akademie architektonische und planerische Themen aufgreift. Um ein verlässliches Bild moderner Lebensformen zu erhalten, arbeitet er mit Künstlern, Architekten und Naturwissenschaftlern zusammen. Dabei entstehen authentische Momentaufnahmen, die sich mosaikartig zu einem einprägsamen Gesamtbild zusammensetzen lassen. Diese Arbeit erfordert neben professioneller Neugier viel Fleiß und Organisationstalent, vor allem aber die Begabung, unterschiedliche Menschen anzusprechen, für das Projekt zu begeistern und für die Mitarbeit zu gewinnen.

Mit seinen Projekten, die hauptsächlich im Rhein-Main-Gebiet angesiedelt sind, übernimmt Christian Kaufmann eine wichtige Mittlerfunktion zwischen den Stadtplanern, den Architekten und den Stadtbewohnern. Gerade in neu angelegten Wohnquartieren und im Geschosswohnungsbau wissen die Planer und die späteren Nutzer nur wenig voneinander. Der übliche Standard wird durch eine Fülle von Regeln und Vorschriften festgelegt. Die gehen leider oft an den tatsächlichen Bedürfnissen vorbei. Die Initiative von Christian Kaufmann und der Evangelischen Akademie wirkt dem entgegen.

Prof. Ernst Ulrich Scheffler