Die gesellschaftliche Verantwortung des Architekten ist grundlegend für das Selbstverständnis unseres Berufsstandes. Doch ist dieses gesellschaftliche Engagement überhaupt noch erwünscht in einer pluralistischen Gesellschaft, die durch einen ausgeprägten Sinn für Individualität und die Dominanz von Partikularinteressen geprägt ist? Ist die Idee des gesellschaftlich verpflichteten Handelns des Architekten zeitgemäß? Wird dieses Angebot an die Gesellschaft überhaupt erkannt? Oder weichen Fremd- und Eigenwahrnehmung voneinander ab? Die Realität scheint den Zweifel zu untermauern: Die mitunter beklagenswert schlecht „gebaute Umwelt“, die bescheidene architektonische Qualität der alltäglichen Bauten, das gestalterische Chaos der öffentlichen Räume unserer Städte und die Zersiedlung der Landschaft zeugen von einer erheblichen Diskrepanz zwischen dem Anspruch des Architekten und der Durchsetzbarkeit dieses Ideals. Trotz aller berechtigten Skepsis beharren die Architekten des Bundes Deutscher Architekten auf der freiwilligen Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung, die sich in der Verpflichtung zu architektonischer Qualität manifestiert. Doch warum ist dieser gesellschaftliche Anspruch so zentral für unser Selbstverständnis und unser Schaffen? Wie kann unser Engagement in ein sich dramatisch wandelndes Berufsbild integriert werden? Wie können Architekten BDA ihr Wirken als Beitrag zu einem gelingenden Leben für die Gesellschaft besser erkennbar machen? Und wie kann der Anspruch auf Ästhetik und Ethik, auf eine Synthese von schöpferischem Individualismus und gesellschaftlichem Wirken gültig eingelöst werden? Der 2. BDA-Tag in Hamburg wird mit einer kritischen Bestandsaufnahme des Bildes des Architekten in der Gesellschaft den Disput über die zukünftige gesellschaftliche Rolle des Architekten eröffnen.