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Interview mit Anne Katrin Bohle

29. Mai 2019

Die „Bau-Staatssekretärin“ im Bundesinnenministerium in Nachfolge von Gunther Adler, Anne Katrin Bohle, begeisterte auf dem BDA-Tag mit einem meinungsstarken Statement. Fred Plassmann und Benedikt Hotze haben sie davor zu einem kurzen Interview getroffen.

Fred Plassmann/Offscreen
Fred Plassmann/Offscreen
Anne Katrin Bohle auf dem BDA-Tag

Wir haben  Zeiten des Umbruchs, Friday for Future, Erstarken von Rechtspopulisten… Wie reagieren Sie, wie reagiert das Ministerium auf diese Herausforderungen?

Es ist höchste Zeit, dass wir uns um diese Themen kümmern. Ich stehe kurz vor dem Klimakabinett, und es ist die Aufgabe einer Bau-Staatssekretärin, die gebaute Umwelt zukunftsfähig zu machen; die Ressourcen, die wir haben, zu nutzen, und zu überzeugen. Das ist eine gemeinschaftliche Aufgabe, es ist die wichtigste Aufgabe, die ich habe.

Wir haben hier eine Veranstaltung des BDA mit einem Positionspapier mit sehr weitgehenden Zielen. Wie kann das Ministerium die Architekten und Planer unterstützen, diese Ziele umzusetzen?

Zunächst habe ich mich über den auch selbstkritischen Ansatz gefreut. Es wird betont, dass es eine gemeinschaftliche Aufgabe ist. Ich begrüße außerordentlich die Kreativität, die Kraft und auch das Zurücknehmen des Einzelnen, nicht nur ins einzelne Bauwerk zu gehen, sondern gesamtstädtisch zu denken, ressourcenorientiert zu denken, im gebauten Raum unterwegs zu sein. Ich glaube, dass wir das Instrumentarium planungsrechtlich bereits haben, und die Instrumente – ob das Förderung, ob das Steuererleichterung, ob das  Planungssicherheit für alle im Baubereich Tätigen ist – müssen genutzt werden, um unsere gemeinsamen Ziele für eine nachhaltige Zukunft zu erreichen.

Nun noch zum Widerspruch zwischen dem Wachstum und ressourcenschonenden Handlungsweisen: Die Bauwirtschaft setzt weiterhin auf Wachstum…

Das muss sich nicht widersprechen. Ausgehend von der Grundüberlegung, dass Boden kein vermehrbares Gut ist, glaube ich, dass unsere Herausforderung im Bestand liegt, in der Entwicklung der gebauten Stadt, in der Nutzung dessen, was wir bereits haben mit der darin gebundenen grauen Energie. Wenn ich mit Planern, mit Architekten, mit am Bau Beteiligten – auch mit der Immobilienwirtschaft – rede, dann sind wir uns darin einig. Es wird sicherlich Bereiche geben, in denen es um klassisches Wachstum, um das Neue geht, aber auch damit kann man ressourcenverantwortlich umgehen. Also: Mehr Dichte, Entwicklung nach innen, polyzentrische Ausrichtung, Teilen. Das scheint mir das Gebot der Stunde zu sein.