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Die „Alte Pumpstation“ in Haan – Arbeit und Kultur im Industriedenkmal

16. September 2018

PRESSEINFORMATION

Hilden, 14.09.2018.

Die Geschichte der Pumpstation in Haan beginnt 1879 mit der Inbetriebnahme des Wasserwerks in Benrath. Die Industrialisierung brachte der Region an der Wupper Aufschwung, Bevölkerungszuwachs und – ein Trinkwasserproblem. Die Wupper war durch die neuen Industrieanlagen stark verschmutzt, das gute Trinkwasser aus dem Rhein sorgte für Abhilfe. Die eigentliche technische Herausforderung war die Überwindung eines Höhenunterschieds von 185m von Benrath bis zum Wasserspeicher in Elberfeld. Die Lösung war eine Pumpstation auf halber Strecke in Haan. Direkt am Bahnhof an der Eisenbahnlinie wurde sie gebaut, betrieben mit kohlebefeuerten Dampfmaschinen. Im Kesselhaus erzeugten die Maschinen den Druck, um das Trinkwasser aus dem Rhein nach Elberfeld zu liefern. Durch andere Trinkwasseranbieter verlor die Pumpstation später an Bedeutung und wurde schließlich nur noch für den Notfall in Betrieb gehalten. 1986 wurde sie geschlossen und schon im gleichen Jahr in die Denkmalliste von Haan eingetragen. Sie ist bis heute das einzige Industriedenkmal der Stadt. Die Pumpstation ist ein wichtiges Zeugnis der Industriearchitektur des 19. Jahrhunderts: ein eingeschossiger Backsteinbau, 20 mal 40 Meter, mit großen Stichbogenfenstern an der West- und Ostseite und in einem guterhaltenen Originalzustand. Die ehemalige technische Ausstattung  ist größtenteils im Original vorhanden. Auch der Fliesenfußboden in der Maschinenhalle ist ebenfalls im Originalzustand.

Nach 1986 stand das Gebäude 25 Jahre leer. In der Bevölkerung wuchs das Interesse, die Pumpstation für kulturelle Zwecke zu nutzen. 2007 wurden auf dem Gelände zunächst Einfamiliendoppel- und Reihenhäuser gebaut, die Pumpstation blieb mangels Konzept außen vor. Doch das änderte sich 2009. Der Haaner Architekt Jochen Siebel hatte Interesse an der Pumpstation. Er wollte dort moderne Büroräume schaffen. Mit seinen Partnern setzte er dieses Projekt um, die BMFS GmbH & Co.KG kaufte das denkmalgeschützte Gebäude.  Die „Alte Dame“ Pumpstation schrieb ab da wieder eine neue Erfolgsgeschichte.

Im Dezember 2010 startete der Umbau. Ziel der Revitalisierung des Denkmals war die Sanierung der Pumpstation mit nachhaltiger Nutzung. Ein ausgeklügeltes Belüftungssystem machte es möglich, das Mauerwerk in kürzester Zeit zu trocknen, so dass bereits im Sommer 2011, nach nur 7 Monaten 1.000qm Büroflächen bezogen werden konnten. Die Büros sind komplett verglast mit Blick in die Maschinenhalle. Altes wurde soweit wie möglich belassen, Neues so integriert und eingesetzt, dass es harmoniert und finanzierbar blieb. Rund 60 Architekten und Ingenieure arbeiten in diesem besonderen Ambiente. Zum ersten Mal wurde in einem Denkmal innovative Haustechnik in Form einer Wärmepumpe zum Heizen und einem Eisspeicher zur Kühlung im Sommer eingesetzt. Dafür erhielt der Bauherr 2012 den RWE Innovationspreis Wärmepumpen.

Nach ein paar Jahren entstand neuer Raumbedarf. Ingenieurplan Siebel erstellte das Konzept für einen 240 qm Anbau an der Stelle des alten Kesselhauses. Auch für den lang gehegten Wunsch nach einem Ort für Kultur wurde eine Lösung gefunden. Beim Eröffnungskonzert 2011 fiel die exzellente Akustik im Veranstaltungsraum unter dem gewölbten Dach auf. Es entstand ein Kulturverein, der im „Forum für Kunst und Kultur“ seitdem Ausstellungen, musikalische Veranstaltungen, Lesungen und Tagungen organisiert. Die Kombination von besonderer Location und hochkarätigem Kulturprogramm wird von Bürgern und Besuchern und der Stadt Haan hochgeschätzt und findet auch überregional Beachtung. Aktuell zeigt der Künstler Rudolf Hürth dort seine Skulpturen und Bilder.

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