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Umgang mit dem baulichen Bestand Hamburgs – Appell zum Dialog

2. Mai 2018

Pressemitteilung

Der Umgang mit dem baulichen Erbe Hamburgs ist seit Langem und derzeit ein hochbrisantes Thema. Die jüngsten Diskussionen um die Neuplanungen am Standort der City-Höfe und aktuell dem Deutschlandhaus verdeutlichen, dass die Stadterneuerung ein gesellschaftspolitisches Thema ist, das die breite Öffentlichkeit betrifft, insbesondere, wenn bauliche Veränderungen mit dem Verlust von stadtbildprägenden Bauten einhergehen. Das starke Medienecho bezeugt dies eindrücklich. Der BDA Hamburg als Verband freiberuflicher Architekten und Architektinnen will zu dieser Diskussion beitragen und dazu ermutigen, die Auseinandersetzung mit dem baulichen Erbe der Stadt auf breitere Beine zu stellen.

Worum geht es? Zu oft wird der Verlust von Bauten erst durch die Presse bekannt gemacht. Dann ist es meistens für eine offene Diskussion und mögliche Alternativen schon zu spät und ein Abriss kann nicht mehr aufgehalten werden. Jüngstes Beispiel dafür ist das von den jüdischen Architekten Fritz Block und Ernst Hochfeld in den 20er Jahren als Kontorhaus mit dem damals größten Kinosaal Europas entworfene Deutschlandhaus, dessen Abriss beschlossene Sache zu sein scheint. Zusammen mit der Finanzbehörde von Fritz Schumacher ist es als städtebauliches Ensemble nicht nur herausragendes Beispiel Hamburger Backsteinästhetik im Stil des Neuen Bauens aus der Zeit der Weimarer Republik, sondern es trägt in zentraler Innenstadtlage am Gänsemarkt auch zur baulichen Identität der Stadt bei. Es zählt zum bedeutenden baukulturellen Erbe der Stadt, auch wenn es den strengen denkmalpflegerischen Anforderungen an eine Unterschutzstellung nicht genügt.

Um zukünftig den Verlust solch bedeutender Bauten durch intransparente Entscheidungen zu verhindern, plädieren wir für eine frühzeitige Einbindung der Öffentlichkeit in derartige Entscheidungsprozesse, die eine ergebnisoffene Diskussion ermöglicht. Vor dem Hintergrund des Kulturerbejahres und dem kommenden Jubiläum „100 Jahre Bauhaus“ verlangen Stadterneuerungsprozesse heute mehr denn je den öffentlichen Diskurs, um im Umgang mit der bestehenden Bausubstanz zu konsensualen, von der Stadtgesellschaft getragenen Ergebnissen zu kommen. Abrissentscheidungen hinter verschlossenen Türen sind nicht mehr zeitgemäß. Im Diskurs müssen alle Akteure miteinander in Austausch treten – Politik, Verwaltung, Bauherren, Architekten und die Stadtgesellschaft. Die Frage nach dem baukulturellen Wert eines Gebäudes muss gestellt werden, bevor der Verwertungsdruck so hoch ist, dass die Öffentlichkeit vor vollendete Tatsachen gestellt wird.

Etablierung eines Forums

Der BDA Hamburg hat in dieser Auseinandersetzung bereits die Exkursionsreihe weiterbauen (die 2018 zum 14. Mal durchgeführt wird) mit initiiert sowie den Preis Zukunft im Bestand ins Leben gerufen. Bei beiden Formaten geht es um die qualitätvolle Weiterentwicklung bestehender Bauten als eine wichtige und spannende Aufgabe der Stadterneuerung.

Darüber hinaus setzt sich der BDA für die frühzeitige Identifizierung von Bauwerken ein, die von baukulturellem Wert sind und für die eine Neuplanung / Umplanung in Aussicht steht, wie sie bereits von Hamburger Initiativen vorgeschlagen wird. Ziel ist es, eine Plattform einzurichten, über die kompetent und beständig wichtige gesellschaftliche und ästhetische Aspekte unserer gebauten Umwelt diskutiert werden können. Es soll verhindert werden, dass durch einzelne Abbruchentscheidungen zu viel Bausubstanz verloren geht und stattdessen ein Weg befördert wird, der behutsam Alt und Neu verbindet.

Daniel Kinz, 1. Vorsitzender BDA Hamburg

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