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Ansichtssache 03 – Erweiterung Kunstmuseum Basel

16. Mai 2018

Mein Name sei Christ und Gantenbein

Autor und Fotos: Katja Ahad, Architektin BDA Braunschweig

1996, ETH Zürich, Entwurfsstudio Professor Hans Kollhoff: Prag Stadt und Haus.

Christoph Gantenbein und ich sitzen im Zeichensaal am Hönggerberg und brüten über einer typischen Kollhoff- Aufgabe: ein Wohn- und Geschäftshaus am Altstädter Ring.

Christoph in der ersten Reihe mit Ausblick auf die Landschaft. Wir entwerfen und verwerfen bis zum letzten Tag unser Projekt. Christoph findet kurz vor der Abgabe mit einem Mansarddach eine elegante Lösung für den Ort.

Der Entwurf für den Erweiterungsbau des Museums für Kunst Basel ist das Ergebnis eines Wettbewerbes. Die Architekten sind Emmanuel Christ und Christoph Gantenbein.

Die Erweiterung ist kein Anbau sondern ein eigenständiger Stadtbaustein an einer Kreuzung. Er folgt dem verzerrten Straßenverlauf, der sich aus der Topografie ergibt.

Der Altbau empfängt mich in einem Innenhof, der zum Haupteingang führt. Der Empfang ist großer Bahnhof der Kunst: Die Bürger von Calais, ein Calder, ein Rückriem und ein Serra. Hier in Basel wird nicht gekleckert sondern mit Kunst Ernst gemacht.

Eine breite Treppe führt ins Untergeschoss zu dem unterirdischen Trakt, der beide Museen -alt und neu verbindet. Der Lauf der Dinge von Fischli und Weiß konfrontiert mich direkt auf großer Leinwand, ja schneidet fast den Weg ab, als wolle man sagen: hier – ein großes, schweizerisches Kunstwerk. Damit bin ich einverstanden. Und freue mich, dass auch das Making-of gezeigt wird.

Die weitere Raumfolge enthält keine Überraschungen. Große Fenster rahmen gezielt Ausschnitte aus der umgebenden Stadt. Lediglich Detail und Material wirken seltsam schwerfällig. So ist der graue Marmor ausgesprochen trutzig. Auch die Sitzbänke aus Leder wollen totales Material sein. Alles ist hypermateriell. Die Wände aus grauem Kratzputz und die analogen Neonleuchten schaffen im Zusammenspiel allerdings eines nicht, was für einen Ort der Kunst essentiell ist:

Der Raum ist nicht gleichmäßig ausgeleuchtet, das Deckenlicht irritiert und blendet. Der Putz wirkt schwerfällig und düster und der Farbton ist ein Grau ohne Eigenschaften. Es ist kein Warmgrau und kein Kaltgrau, es ist ein totales Grau.

Der Museumsshop und auch die Bereiche von Garderoben, WC und Aufzug hingegen sind verkleidet in totalem Zink. Gerade im Verkaufsraum entstehen interessante Spiegelbilder, die an Arbeiten von Pistoletto erinnern. Der Museumsbesucher integriert sich hier in die Architektur.

Die Materialwahl und Detaillierung gibt mir solange Rätsel auf, bis ich den Altbau wieder erreiche. Dort finden sich analoge, trutzige Details, massive Holz- und Steinfußleisten und sehr körperliche Leuchten. Nur die Farbe und Lichtstimmung ist hier heller und wärmer: der Kratzputz ist beige, der Marmor ist rotbraun.

Das Entwurfskonzept gibt sich hier zu erkennen. Und vielleicht ist diese direkte, materielle Übersetzung von Altbau zu Neubau eine zu simple Strategie. Ein Kurzschluss, der wie bei einer Übersetzung aus dem Google Translator keinen Fluss, keine Eigenständigkeit erreicht.

Besser funktioniert das Gebäude von außen. Auch hier wirken die Bänder aus Mauerwerk wie eine Übersetzung der Natursteinbänder des Altbaus im Sinne einer Fassade 2.0. Aber die städtebauliche Setzung passt. Form und Textur des Gebäudes oszillieren gekonnt zwischen Stadtgewebe und präsentem Baukörper. Eine gute Antwort auf Basel – Stadt und Kunsthaus.