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Globales Denken für die Vielfalt

11. Dezember 2009

Schlaglichtartig hat die Debatte über Moscheebauten verdeutlicht, dass Migranten hier nicht nur leben und arbeiten, sondern ihrer Identität auch einen baulichen Ausdruck verleihen wollen.

Einst als Gastarbeiter angeworben, bilden Türken heute die zweitgrößte Einwanderergruppe in Deutschland. Gerade die zweite und dritte Generation in Deutschland lebender türkischer Einwanderer spielt eine zunehmend wichtige Rolle für die Kulturbeziehungen beider Länder.

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Der in diesem Kontext thematisch angesiedelte „West-Östliche Divan“ des BDA widmete sich dem deutsch-türkischen Architektendialog, um Möglichkeitsräume des bilateralen Dialogs mit fünf seiner Akteure auszuloten. Dabei war die Frage zentral, wie Städte eine akzeptierte multikulturelle Gesellschaft ermöglichen können und welchen Beitrag Stadtplanung dafür leisten kann.

„In Deutschland findet man mehr Türkisches als in der Türkei selbst“, pointierte Hakki Akyol seine Beobachtungen als Architekt, der in Hamburg und Istanbul zuhause ist. Daher sei jenseits einer kulturspezifischen Typologie ein globaleres Denken nötig, um die Identifikation mit der jeweils anderen Kultur zu fördern. Um die viel beschworenen Parallelwelten nicht als Bedrohung zu begreifen, plädierte Soziologe Erol Yildiz dafür, „nicht nach soziologischen Mustern und Regeln einer Kulturgemeinschaft zu suchen, sondern deren Vielschichtigkeit und Differenziertheit zu verstehen und zu akzeptieren.“ Dafür sei jedoch ein Aufbrechen vorhandener Denkschemata nötig – sowohl im kulturell-politischen als auch im zwischenmenschlichen Bereich. In diesem Verständnis plädierte Bülent Arslan, Landesvorsitzender der CDU in Nordrhein-Westfalen, für ein alternatives Integrationsverständnis: Migrationsgeprägte Stadtteile sind als solche zu akzeptieren, allerdings architektonisch und städtebaulich aufzuwerten. So wird eine städtische Lebensqualität erreicht, die die Voraussetzungen für Toleranz und Chancengleichheit bildet.

Wie wichtig die Auseinandersetzung mit kulturellen Tendenzen beider Länder ist, wurde in der Gesprächsrunde deutlich. Das Lernen von der jeweils anderen Kultur ist dennoch ein Prozess, der auch künftig Raum für qualifizierten Austausch erfordert.